Kirche Christus König

Kirche Christus König

Nach der Vorstellung von Architekt Steffann von einem schlichten Innenraum sollte die Kirche keine besondere künstlerische Ausschmückung erhalten. Lediglich für den Tabernakel und den Ambo und ein freistehendes Kreuz plante er die Einholung künstlerischer Entwürfe. Zur Ausführung kam dieser Plan nicht mehr, weil Architekt Steffann vor Vollendung der Kirche bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt wurde.

 

Die alte Oeffinger Kirche wurde in den Jahren 1873-1899 umgestaltet und mit neugotischen Altären, neugotischer Kanzel und Kommunionbank und verschiedenen Holzskulpturen versehen. Es entsprach dem Zeitgeist in der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts, dass die Kirche ein gotisches Aussehen erhielt.

Die neugotischen Altäre stammten aus der Altarwerkstatt des Bildhauers Wilhelm Mayer in Bad Saulgau.

Der Oeffinger Kirchengemeinderat hat beschlossen, einen Teil der Ausstattung der alten Kirche in die neue Kirche zu übernehmen.

Betritt man die Kirche von der Vorhalle aus, steht rechts an der Rückwand zuerst die Figur des hl. Antonius von Padua. Antonius von Padua wurde im Jahre 1195 geboren und starb 1231 als Franziskanermönch. Er war ein hervorragender Prediger und wirkte besonders zum Wohl der Armen.

Der Heilige wird dargestellt im Ordenshabit der Franziskaner und mit dem Rosenkranz als Zeichen für seine Lebensweise, mit der weißen Lilie als Symbol der Reinheit und dem Jesuskind auf dem Arm. Die Figur wurde von dem Atelier Britsch in Schwäbisch Gmünd gefertigt und am 14. Juni 1899 aufgestellt und geweiht.

Wenige Meter weiter steht an der Rückwand die Figur des hl. Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm, bereichert um den Aspekt des Handwerkers durch das Zimmermannswerkzeug.

Diese Figur war Mittelpunkt des am 3. Januar 1877 aufgestellten neugotischen Josefsaltars. Gefertigt wurden der Altar und die Figur von dem Bildhauer Wilhelm Mayer aus Bad Saulgau.

An den Längsseiten der Kirche hängen die Kreuzwegbilder in 14 Stationen.

Der Oeffinger Kreuzweg wurde am 27. März 1881 in der alten Kirche aufgestellt und geweiht. Nach der Überlieferung wurde der Kreuzweg geschaffen von einem Maler Berz aus München. Es muss vermutet werden, dass sich hierbei ein Schreib- oder Übertragungsfehler eingeschlichen hat und der Kreuzweg von dem in München lebenden schweizerischen Maler Severin Benz (1834-1898) geschaffen wurde. Severin Benz erachtete die religiöse Malerei als Hauptaufgabe. Seine in die Tiefe angelegten Kompositionen zeigen die Einflüsse der Nazarener. Nazarener nannte man eine Gruppe junger deutscher Maler, die sich seit 1810 in Rom aufhielt. Ihr Ziel war es, durch bewusste Abkehr vom Klassizismus und Barock eine neudeutsche, religiös-patriotische Kunst zu schaffen.

Die neugotischen Rahmen der Bilder sind nicht mehr vorhanden.

 

An dem Trenngitter zwischen Altarraum und Seitenkapelle steht die Figur der Mutter Gottes. Sie stammt von dem am 14. August 1874 aufgestellten neugotischen Marienaltar. Gefertigt hat den Altar und die Figur der Bildhauer Wilhelm Mayer aus Bad Saulgau.

Maria ist als die betende Immaculata dargestellt. Sie steht auf der Weltkugel und zertritt der Schlange den Kopf. Maria ist die Überwinderin der sündigen Welt und des Satans.

Der Corpus des großen Wandkreuzes an der Ostgiebelwand stammt vom ehemaligen Chorbogenkreuz der Stadtpfarrkirche St. Johannes in Bad Mergentheim. Geschaffen wurde das Kruzifix im Jahre 1800 von Michael Josef Auwera (1748-1813) aus Aub, Kreis Würzburg. Der Künstler gehörte zu einer in 4 Generationen tätigen fränkischen Bildhauerfamilie. Im Jahre 1788 fertigte M. J. Auwera den Entwurf für einen Hochaltar in der Stadtpfarrkirche St. Johannes in Mergentheim.

Der Corpus des Oeffinger Wandkreuzes war auf Fernsicht berechnet, was der Grund für seine Größe ist. Der Corpus ist muskulös, Rippen und Brustkorb sind deutlich herausgearbeitet. Das Lendentuch ist in scharfkantig tiefgefurchten  Falten geschnitzt.

Der Ambo ist der Ort der Lesungen aus der heiligen Schrift und der Predigt.

Der Ambo aus Muschelkalk mit den Symbolen der vier Evangelisten wurde im Jahre 1982 von dem Beuroner Benediktinerpater Ansgar Dreher (geb. 1912 in Vilsingen, gest. 1990 in Beuron) geschaffen. Von den Symbolen stehen  der Adler für Johannes, der Engel für Matthäus, der Löwe für Markus und der Stier für Lukas.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erweckte Pater Ansgar Dreher das verwaiste Bildhaueratelier im Kloster Beuron zu neuem Leben. Studiert hat Pater Dreher in München bei dem Bildhauer Karl Rieber. Er schuf zahlreiche Grabmale, Brunnen und Kirchenausstattungen in Stein und Holz. Die Orgel auf der Empore wurde am 29. Januar 1989 geweiht. Hergestellt wurde sie von der Firma Orgelbau Reiser in Biberach. Sie besteht aus 33 Registern mit insgesamt 2215 Pfeifen (200 Holz- und 2015 Zinnpfeifen). Die Pfeifenorgel ersetzte das Provisorium einer elektronischen Orgel.

(aus dem PEDA-Kunstführer Nr. 661/2007) 


 


Der Turm

Der 27 m hohe freistehende Turm mit Spitzbogenfenstern in den Schlussseiten ist  ein typischer württembergischer Chorturm. Er stammt aus dem Jahre 1457 und ist beim Abbruch der alten Kirche 1840 erhalten geblieben. Auf das Baujahr weist die Inschrift am östlichen Strebepfeiler der Nordseite hin. An dem Turm waren in Laufe der Jahrhunderte immer wieder bauliche Eingriffe erforderlich. In den Jahren 1608/09 wurde der obere Teil neu gebaut. Im Dreißigjährigem Krieg wurde der Turm schwer beschädigt und im Jahre 1643 renoviert. Im Jahre 1708 wurde der Turm umgebaut. Den Abschluss des Turmes bildeten zwei Achteckstöcke und die Welsche Haube. An den Kosten beteiligte sich das Haus Württemberg und das Domkapitel Augsburg. Nach weiteren größeren Reparaturen in den Jahren 1753 und 1794 brach man im Jahre 1822 die beiden Fachwerkstöcke des Turmes und die Welsche Haube wegen Baufälligkeit ab und ersetzte sie durch eine achteckige Fachwerkglockenstube mit Zelthelm. Eine größere Reparatur war im Jahre 1924 fällig und die bisher letzte Turmrenovierung wurde im Jahre 1978 durchgeführt, abgeschlossen mit der Einsegnung des Turmkreuzes am 20. September 1978.

Die rundbogige Chorbogenöffnung ist vom Jahre 1840. Das Innere des Chores zeigt ein Rippengewölbe auf Runddiensten. Die Rippenprofile sind gekehlt. Statt der Schlusssteine im Kreuzjoch befinden sich ein Spitzschild mit württembergischen Hirschstangen und ein größeres Spitzschild mit dem Löwen als Wappenfigur der Herren von Neuhausen.

Mit der neuen Kirche ist der Turm durch die Vorhalle verbunden.


Der Turminnenraum

In dem durch eine verglaste Stahlvergitterung gesicherten ehemaligen Chor sind heute die ältesten und wertvollsten Holzbildwerke und Gemälde aus den Vorgängerkirchen untergebracht.

 

Auf dem Altar mit der Mensa und der Predella des Altars von 1873 mit den Bildnissen der 4 Evangelisten stehen die bemalten Skulpturen der Heiligen Basilides, Cyrinus, Nabor und Nazarius, denen die alte Kirche geweiht war. Die Figuren stammen aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

An der rechten Seite steht in einer Nische die Figur des auferstandenen Heilands, geschaffen Anfang des 16. Jahrhunderts. Christus steht auf einer Wolke mit vorgesetztem rechten Bein und zum Segen erhobener rechter Hand. Der Mantel ist vor dem entblößtem Oberkörper zum linken Unterarm hinübergezogen.

 

Daneben befindet sich die Schutzengelstatue mit Kind. Die Idee des individuellen Schutzengels wurde erst im Spätmittelalter zum Bildgut: Der Schutzengel führt das ihm anvertraute Kind an der Hand oder nimmt es in Obhut, beschützt es gegen den Teufel.

Die Oeffinger Statue, am 20. August 1877 in der Kirche aufgestellt, wurde von dem Nürnberger Bildhauer Josef Stärk (1855-1935) geschaffen. Der Bildhauer Josef Stärk wurde in Saulgau geboren und lernte bei dem Bildhauer und Altarbauer Wilhelm Mayer in Saulgau. Von 1874-1876 besuchte er die Akademie der bildenden Künste in München. Er übersiedelte dann nach Nürnberg und gründete dort eine eigene Bildhauerwerkstatt. Josef Stärk zählt zu den bedeutendsten Künstlern Süddeutschlands für neugotische Kirchenausstattungen.

 

Neben der Schutzengelfigur steht die Pieta. Sie wurde geschaffen von Bildhauer Wilhelm Mayer (1837-1877) aus Saulgau und kam im Januar 1875 in die Oeffinger Kirche. Wilhelm Mayer betrieb von 1863 bis zu seinem Tode in Saulgau eine Bildhauer- und Altarbauwerkstätte.

Pieta oder Vesperbild ist die Darstellung der trauernden Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoß. Ihren deutschen Namen Vesperbild verdankt die Pieta dem Brauch, am Karfreitag zur Zeit des Vespergottesdienstes eine Betrachtung über die fünf Wunden des toten Christus abzuhalten.

 

An der linken Wand befindet sich die Figur des Salvator mundi. Diese Figur stand auf dem Schalldeckel der im Jahre 1876 erworbenen neugotischen Kanzel, geschaffen von Bildhauer Mayer in Saulgau.

Die rechte Hand des Salvators ist segnend erhoben, in der linken Hand hält er das Buch mit den Zeichen Alpha und Omega, Christus als das A und O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.

 

Weiter befindet sich an der linken Wand die Figur des hl. Sebastian. Sie stammt aus der Zeit um 1700 und stand wahrscheinlich auf einem Sebastiansaltar der Kirche vom Jahre 1457.  Die Darstellung als entblößten Jüngling, an einem Baum gebunden und mit Pfeilen im Körper weist auf sein Martyrium hin. Sebastian war Offizier der Garde Kaiser Diokletians  und wurde auf dessen Befehl im Jahre 288 getötet. Der hl. Sebastian genießt als Pestheiliger besondere Verehrung.

 

An der linken Seite steht noch die Figur des hl. Nepomuk, entstanden um das Jahr 1770. Johannes Nepomuk wurde im Jahre 1393 auf Befehl König Wenzels in der Moldau ertränkt, der Legende nach wegen standhafter Wahrung des Beichtgeheimnisses. Johannes Nepomuk wird dargestellt als kurzbärtiger Kanoniker, bekleidet mit Soutane und Almutia und dem Birett auf dem Haupt, darum ein Kranz von fünf Sternen.

 

Der früheren Sakristeitür ist ein geschnitzter Rahmen aus Eichenholz vorgeblendet. Dieser war Teil von einem Beichtstuhl. Alt sind die sich in sowohl figürlichen wie ornamentalen Spätrenaissanceformen geschnitzten oberen Teile der Rahmenschenkel und der Architrav. In diesem ist die Jahreszahl „16.6“ eingeschnitten. Der Beichtstuhl stammte aus Antwerpen und ist eine flämische Arbeit. Er kam nach dem 2. Weltkrieg als Geschenk in die Oeffinger Kirche.

 

Die rechte Wand ziert ein Bild der Hl. Familie. Maria reicht das Jesuskind dem knienden Josef. Das Bild wurde bisher dem Maler Josef Anton Huber (1737 – 1815) aus Augsburg zugeschrieben. Josef Anton Huber hat die Altarbilder der Altäre in der Klosterkirche des im Jahre 1775 fertiggestellten ehemaligen Franziskanerklosters in Oeffingen geschaffen.

Die Pfarrchronik enthält unter dem Jahr 1765 den Vermerk: „Ist auf das Fest S. Josef ein neues von H. Bittio verfertigtes Altarblatt, worauf Jesus Maria Josef abgebildet, auf dem Bruderschaftsaltar aufgestellt worden“.

Das Altarbild stammt danach von dem italienischen Maler Antonio de Bittio (geboren 1722 in Beluno und dort gestorben 1797). Von 1761 bis 1767 war Bittio Lehrer an der Kunstakademie in Stuttgart. Seine Gemälde lassen Einflüsse der im deutschen Sprachraum entwickelten Spätbarockmalerei erkennen. Als führender Beluneser Künstler der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts hat er viele Gemälde für Kirchen geschaffen.

 

An der linken Wand hängt das Bild Christus in Gethsemane aus dem Jahre 1660 von Oswald Onghers (geb. 5.10.1628 in Mecheln und gest. 24.12.1706 in Würzburg). Ein Engel stützt den zusammensinkenden Christus, dem ein anderer Engel den Kelch bringt. Oswald Onghers war kurfürstlicher Hofmaler in Würzburg. Als Figurenmaler wurde er stark von Rubens beeinflusst. Er war hauptsächlich Kirchenmaler und schuf zahlreiche Bildwerke für Kirchen.

 

Neben dem Eingang steht- noch aus der alten Kirche stammend- der achteckige, kelchförmige Taufstein aus Sandstein. Der Acht kommt im Christentum ein hoher Rang zu. Bei Taufbecken macht sie eine Anspielung auf Tod und Auferstehung des Täuflings. Sie zeigt das Streben nach Vollkommenheit.

 

Der Corpus des Wandkreuzes an der Chorstirnwand ist aus der Zeit Ende des

19. Jahrhunderts und kam mit der neugotischen Ausstattung in die Kirche. 


Die Glocken

Zu Beginn des 1. Weltkrieges besaß die katholische Kirchengemeinde 3 Glocken. Am 4. Juni 1917 wurden diese im Auftrag des Kriegsministeriums beschlagnahmt und am 12. Juni 1917 wurde verfügt, dass 2 Glocken bis spätestens 30. Juni 1917 abzuliefern sind. Am 29. Juni 1917, dem Fest Peter und Paul, wurden die große und die kleine Glocke mit einem Gewicht von zusammen 530 Kilo ausgebaut.

 

Bereits im Mai 1919 bestellte die Gemeinde bei der Glockengießerei Heinrich Kurtz in Stuttgart ein neues Geläute von 3 Glocken mit den Tönen f, as und b.
Am 23. Juli 1919 wurde noch eine 4. Glocke mit dem Ton des nachbestellt und dafür die im Krieg verschonte Glocke eingeschmolzen. Zwei der Glocken wurden zur Erinnerung an im Krieg gefallene Söhne gestiftet. Die Glocken wurden am 23.10.1919 zu Ehren des hl. Antonius, dem Herzen Jesu, der hl. Maria und des hl. Josef geweiht. Sie hatten ein Gewicht von 785 kg, 460 kg, 327 kg und 199 kg.

Im 2. Weltkrieg wurden die 3 großen Glocken wieder beschlagnahmt und am
3. Januar 1942 abgeholt.

Im Sommer 1951 bestellte die Kirchengemeinde Oeffingen bei der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart 3 neue Glocken mit den Tönen f, as und b. Die Glocken mit einem Gewicht von 950 kg, 560 kg und 400 kg wurden am 26.11.1951 gegossen und am
2. Adventssonntag 1951 auf Christus König, Guter Hirte und Ave Maria geweiht. Am Hl. Abend 1951 erklangen die Glocken gemeinsam mit der aus dem Jahre 1919 übrig gebliebenen Glocke zum erstenmal vom  Kirchturm in Oeffingen.

(aus dem PEDA Kunstführer Nr. 661/2007)


Weitere Informationen zur Geschichte der Kirche sind hier und dem PEDA Kunstführer zu entnehmen.