Ohne Stoppelfeld keine volle Scheune

Ohne Stoppelfeld keine volle Scheune
Irgendwie stimmt es mich wehmütig, wenn Mäh- und Dreschmaschinen in der Erntezeit über die Felder rollen und sich das braungraue Stoppelfeld von Mal zu Mal vergrößert. Doch während der Boden der Erde kahl und leer wird, mehren sich die bunten Früchte in unseren Scheunen.

Im menschlichen Leben sehen wir oft nur das leere Stoppelfeld der Vergänglichkeit und vergessen dabei die vollen Scheunen, in die wir vieles bereits einfahren durften: Früchte der Liebe, der Arbeit, des Erfolgs und der Dankbarkeit … Augenblicke, in denen wir glücklich sein durften, voll Freude und Lust am Leben, aber auch hilfreich und ein Segen für andere. Es sind Gipfelerlebnisse, die uns nichts und niemand mehr nehmen kann.

In unserer Lebensernte finden sich neben den frohen Zeiten auch leidvolle Wegstrecken, die wir gemeistert oder durchgehalten haben. Es sind besondere Leistungen, auf die wir stolz sein dürfen.

All das, was wir an Gutem getan, gesagt oder wenigstens versucht haben, sind Lebensfrüchte vom Feinsten und so lange wir leben, können wir immer wieder neue Ernte einbringen und auch nachreichen.

Selbst ein nicht gerade freundliches Wort, das uns auf der Zunge brennt, und wir – ohne es auszuspucken – dort brennen lassen, kann von einer sauren, bitteren Frucht zu einer wohlschmeckenden werden – für uns selbst und alle Beteiligten. 

Ohne Stoppelfeld gibt es keine vollen Scheunen.

Ohne Beschneidungen keine reife Lebensernte.

Christa Carina Kokol
aus: Helmut Rodosek/Christa Carina Kokol: Lichtpunkte des Vertrauens … in den Sinn unseres Lebens. Verlag Salesianische Mitarbeiter Don Boscos, Südbahnstraße 100, A-8020 Graz, Tel. 0043 676 - 877 27 765,
Bild: Martin Manigatterer
In: Pfarrbriefservice.de