Herbergsuche 2015: Hoch aktuell unter realen Bedingungen

Herbergsuche 2015: Hoch aktuell unter realen Bedingungen

Als sie dort (in Betlehem waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. (Mt 2, 6-7).  

Wer kennt sie nicht, die Geschichte von der Geburt Jesu mit der vorangehenden Suche nach einer Herberge. Mit der Zeit wurde sie immer weiter ausgeschmückt. Kein Krippenspiel, in dem die Herbergsuche nicht erwähnt wird. In unserer Kirchengemeinde gibt es seit 1936 den Brauch, in der Adventszeit die Figur der Gottesmutter Maria und Josef von einer Familie zur nächsten zu tragen. Bei der Übergabe an die nächste Familie heißt man die Mutter Gottes willkommen, indem man gemeinsam aus der Bibel liest, Adventslieder singt und gemeinsam Plätzchen, Punsch und Glühwein teilt.

Für mich stecken zwei besondere Aspekte in diesem schönen und geselligen Brauch: Mit der Aufnahme der Gottesmutter zeigen die Gastfamilien, dass sie Jesus aufnehmen und ihm einen Platz anbieten wollen. Maria und Josef wurden immer wieder abgewiesen. Letztendlich mussten sie sich mit einem Stall begnügen. Man kann sich die Strapazen kaum vorstellen, die die beiden auf sich genommen haben, um in Betlehem anzukommen. Und nach der Geburt Jesu geht es gleich weiter: Flucht nach Ägypten, weil Herodes Jesus lieber tot sehen wollte. Maria und Josef mussten alles verlassen, was sie in Nazareth aufgebaut haben ohne zu wissen, ob sie jemals zurückkehren können. Sie zeigen Mut.

Für manche wirkt diese Geschichte sehr surreal. Auch heute gibt es Menschen, derer Geschichte für uns surreal wirkt. Menschen die ihr Zuhause und ihre Familie verlassen um sich an einen Ort zu begeben, von der sie ahnen, dass sie dort abgewiesen werden können. Ohne zu wissen, ob sie jemals zurückkehren oder ihre Familien wiedersehen werden. Und auch hier können wir uns kaum die Strapazen vorstellen, die diese Menschen auf sich genommen haben, um bei uns anzukommen. Sie zeigen Mut. Es ist eine Herbergssuche unter realen Bedingungen Und sie klingt noch weniger idyllisch, wie die biblische Herbergssuche.

Ich frage mich: Kann es für die Menschen auf der Flucht nicht eine Herbergssuche werden wie sie in unserer Kirchengemeinde Brauch ist? Eine Suche mit Happy End? Ich glaube, daß es möglich ist. Wenn es Menschen gibt, die Mut zeigen und diese Menschen willkommen heißen und ihnen einen Platz anbieten. Indem wir die Fremden willkommen heißen, heißen wir auch Jesus willkommen, denn „was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25,40)

Ist das nicht der Sinn von Advent?

Ich lade Sie herzlich ein –falls Sie nicht schon letztes Jahr mit dabei waren, mitzu-machen. Sie können sich mit Name, Anschrift und Telefonnummer (violette Anmeldeformulare liegen am Schriftenstand in den Kirchen) bis Donnerstag, 12. Nov. im Pfarrbüro Fellbach anmelden.
Sie erhalten dann brieflich weitere Informationen und einen Plan mit der Einteilung.

Pfarrer Gerhard Nisch